Die Renovation des Zürcher Hauptbahnhofes ist ein gelungenes Beispiel für einen sorgfältigen Umgang mit Baukultur © Caroline Tanner/SBS
12 aprile 2024
Stiftung Baukultur Schweiz | Da un punto di vista personale
Neuer Aktionsplan Baukultur
Bei frühlingshaftem Wetter fand im März der «Runde Tisch Baukultur Schweiz» statt. Dabei wurde auch der neue Aktionsplan der Strategie Baukultur des Bundes für die Jahre 2024 bis 2027 vorgestellt.
Die Stiftung Baukultur Schweiz nahm an der gut besuchten Veranstaltung teil, welche auf Einladung des SIA in Zürich stattfand, dieses Jahr mit Bauenschweiz als Gastgeber. Erinnert wurde unter anderem daran, dass die Wertschätzung von Baukultur und der daran beteiligten Berufe auch eine gesellschaftliche Aufgabe ist. Daran knüpft auch der von Oliver Martin (Leiter der Sektion Baukultur des BAK) vorgestellte Aktionsplan Baukultur für die Jahre 2024 bis 2027 an, der im Dezember 2023 vom Bundesrat verabschiedet wurde. Anders als im vorherigen Aktionsplan der Jahre 2020 bis 2023, der 41 Massnahmen beinhaltete, wurde der diesjährige Strategieplan auf zehn Massnahmen geschärft. Der Aktionsplan beschreibt die Massnahmen des Bundes zur Förderung der Schweizer Baukultur für die aktuelle Legislaturperiode und schreibt die Strategie Baukultur mit ihren sieben strategischen Zielen fort. Der neue Aktionsplan 2024-2027 weist bewusst eine engere Verknüpfung und Ableitung der Massnahmen von den strategischen Zielen der Strategie Baukultur auf. Der sich bereits gut etablierte Begriff «Baukultur» habe sich laut Oliver Martin in der Umsetzung der Strategie in den letzten Jahren als belastbar gezeigt.
Einer der Schwerpunkte des neuen Aktionsplans bildet die Sensibilisierung der Bevölkerung. Der Bund lanciert hierzu die Kampagne «Besser Leben», welche den Fokus auf die nachhaltige Gestaltung des Zusammenlebens legt und vermittelt, wie hohe Baukultur den erforderlichen Wandel zugunsten eines haushälterischen Ressourcen- und Energieverbrauchs unterstützen kann. Die Bevölkerung soll damit ermutigt werden, sich aktiv für hohe Baukultur zu engagieren. Dies steht im Sinne der Bestrebungen der Stiftung Baukultur Schweiz, die mit dem Projekt «Baukultur konkret» in Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern einen Austausch über Baukultur mit der Bevölkerung startete. Es handelt sich dabei um Quartiersbegehungen, bei denen die Perspektiven von Bewohnenden und Nutzenden beleuchtet werden. Im Anschluss findet jeweils ein Podium mit verschiedenen Expert:innen statt, wobei gemeinsam mit der Bevölkerung über die Bedeutung von Baukultur debattiert wird (mehr dazu).
Weitere Massnahmen des Aktionsplans betreffen die normativen Grundlagen, die auf eine hohe Qualität des Lebensraumes auszurichten sind. Weiter sollen die baukulturelle Beratung sowie der baukulturelle Dialog gefördert und erweitert werden. Im Bereich Forschung sticht besonders der Aufbau des Monitorings Baukultur ins Auge. Für dieses werden nun die wissenschaftlichen Grundlagen vertieft und adäquate Methoden erarbeitet. Der Aufbau und die Umsetzung, die Aufschluss über Veränderungen der baukulturellen Qualität im Verlauf der Zeit geben soll, werden als nächstes angegangen. Mit dem Monitoring sollen Entwicklungstrends identifiziert und bewertet werden. Dies erlaubt es, Orte auf ihre baukulturelle Qualität hin zu analysieren. Die Erkenntnisse über den Ist-Zustand der gestalteten Umwelt sollen schliesslich auch Rückschlüsse auf die Wirkung der Strategie Baukultur ermöglichen.
Nach der Sitzung fand eine gemeinsame Führung durch den frisch sanierten Südtrakt des Hauptbahnhofes statt. © Caroline Tanner/SBS
Über bereits realisierte Projekte hoher Baukultur zu diskutieren, hilft auch bei der Planung künftiger Bauvorhaben. Denn Praxisbeispiele geben jeweils Auskunft darüber, was gut oder weniger gut funktioniert. Dies schärft im Idealfall das baukulturelle Wissen für kommende Projekte. Besichtigungen vor Ort sind ebenso ein vielversprechendes Mittel, um hohe Baukultur besser zu verstehen. Es passte inhaltlich sehr gut zum «Runden Tisch Baukultur Schweiz», dass die Mitglieder nach der Sitzung gemeinsam den neu eröffneten Südtrakt des Hauptbahnhofes Zürich besuchten. Dieser besticht durch seine sorgfältig instandgesetzte, historische Bausubstanz. Das Wetter spielte mit und liess die baulichen Details in ihrem wieder erlangten Glanz erscheinen. Der geführte Spaziergang durch die hohen Hallen bot ein gelungener Abschluss und brachte den Denkstoff der Sitzung wieder in Bewegung.
Caroline Tanner
Caroline Tanner ist Architektin, Autorin und Philosophin. Sie studierte Architektur an der ETH Zürich und arbeitete mehrere Jahre als Architekturjournalistin bei den NZZ Fachmedien. An der ETH schreibt sie derzeit eine Abschlussarbeit in «Geschichte und Philosophie des Wissens» mit Schwerpunkt Architekturphilosophie. Seit März 2024 unterstützt sie die Stiftung Baukultur Schweiz in der Kommunikation.
Stiftung Baukultur Schweiz
Die Stiftung Baukultur Schweiz ist eine nationale, neutrale und politisch unabhängige Stiftung. Im Frühjahr 2020 gegründet, bringt sie Akteure zusammen, schafft Plattformen, initiiert Prozesse und macht sich stark für jene, welche die Grundlagen der Baukultur inhaltlich ausarbeiten oder diese in der Praxis umsetzen.