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Die erste Architekturwoche Basel: zusammen sind wir stärker.

Eröffnungsabend der Architekturwoche Basel am Basel Pavillon vom Architektenduo isla © Architekturwoche Basel 2022, Foto: Pati Grabowicz

26 luglio 2022
Helen van Vemde für die Stiftung Sotto Voce mit Christian W. Blaser für die Stiftung Architektur Dialoge | Da un punto di vista personale

Die erste Architekturwoche Basel: zusammen sind wir stärker.

Das ambitionierte Projekt einer biennalen Architekturwoche Basel will das breite Publikum ansprechen und Plattform für Architektur und Stadtentwicklung sein.

Über die Stiftungen:

Die Stiftung Sotto Voce fördert innovative, integrative Projekte zur Vermittlung von Baukultur vor allem an die breitere Bevölkerung. Als Hauptabnehmer von Baukultur kann und soll die Bevölkerung sich neben der Baubranche stärker einbringen können. Hier knöpft die Stiftung an. Mit mehr Engagement für die Mitgestaltung der eigenen Lebensräume nimmt auch die Eigenverantwortung für die Qualität der bebauten Umwelt zu.

Die Stiftung Architektur Dialoge Basel verfolgt seit ihrer Gründung im Jahr 2006 das Ziel, einem breiten Publikum zeitgenössische Architektur zu vermitteln und den Dialog über Architektur zu fördern. Mit der Online-Agenda informiert die Stiftung öffentlich über eigene Veranstaltungen sowie die Fülle von Angeboten anderer Veranstalter in der Region Nordwestschweiz, Südbaden und Elsass. Jährlich organisiert die Stiftung rund 25 eigene Veranstaltungen

Die erste Architekturwoche Basel: zusammen sind wir stärker.
Die erste Architekturwoche Basel: zusammen sind wir stärker.

1. Herr Blaser, wie Ihr Vater sind Sie ebenfalls in Basel als Architekt tätig. Was bedeutet Architektur für Sie?

Architektur ist Raum auf verschiedene Ebenen: Arbeit, Kultur, Freizeit, Landschaft etc. Raum ist lebensbestimmend und wird als selbstverständlich, als gegeben und veränderbar angenommen, aber eigentlich manifestiert der Mensch sich in der Kultur mit Architektur. Denken wir an die Ägypter, oder die Inkas. Was am Schluss übrigbleibt, ist das Gebaute.

2. 2006 haben Sie die Stiftung Architektur Dialoge (A>D) in Basel gegründet. Hat Ihr Verständnis von Architektur als Lebensraum Sie dazu bewegt?

Ja, die Einsicht, dass Raum Kultur ist und von allen kultiviert werden muss, also nicht nur unter Fachleuten, war der Grund. In der Schulbildung kommt Architektur kaum vor und über Raum lernen wir wenig. Die Vermittlung und Sensibilisierung von Architektur und Raum ist der Hauptgrund für die Gründung der A>D.

3. 2022 hat die A>D die erste Architekturwoche der Schweiz ausgerufen, und Basel zur «Architekturhauptstadt der Schweiz» proklamiert. Warum Basel?

Basel hat eine humanistische Tradition. Als erste Universitätsstadt der Schweiz ist Basel ein kulturelles Zentrum geworden. Mit über 30 Museen, Sammlungen, der ART Basel usw. hat die Kunst hier einen breit verankerten Stellenwert. Auch die Life Science-Industrie ist architekturaffin und eine wichtige Auftraggeberin für Räume. Basel bietet also ein gutes Klima für die vielen, auch international tätigen Architekt:innen, was wiederum junge Architekt:innen anzieht. Anders als in New York oder Tokyo können Architekturtourist:innen hier auf kleinem Raum die bald über 12 Pritzker Preis Bauten besichtigen. All dies zusammen macht Basel zu einem attraktiven Architekturzentrum für ein breites Publikum aus dem In- und Ausland.

Die erste Architekturwoche Basel: zusammen sind wir stärker.

Das Hochwasser am Messeplatz © Architekturwoche Basel 2022, Foto: Sarah Silbernagel

4. Bereits die erste Architekturwoche Basel unter dem Titel «Reale Räume» ging gross durch die Medien. Teil davon ist der temporäre Pavillon auf den Gleisen, die «Loggia Baseliana». Dank der Unterstützung durch die Christoph Merian Stiftung ist es Ihnen gelungen, diese publikumswirksame Attraktion zu realisieren. Warum ist der Pavillon besonders?

Der Basel Pavillon fasziniert mit seiner Entstehungsgeschichte: der Bauteilkatalog von Zirkular aus wiederverwendeten Bauteilen als Basis anstelle eines Raumprogrammes und freier Materialwahl war eine Neuheit. 182 Architekt:innen aus der ganzen Welt haben teilgenommen und 14 Büros wurden ausgewählt und konnten ihre Eingabe ausarbeiten. Das Büro isla aus Mallorca hat gewonnen und die Planung und Umsetzung mit Können und Charme realisiert.

Die erste Architekturwoche Basel: zusammen sind wir stärker.

Visual Architekturwoche Basel «Reale Räume» © Architekturwoche Basel 2022, Grafik: HE&AD

Die erste Architekturwoche Basel: zusammen sind wir stärker.

Tischbeine und Kartonrollen tragen den Basel Pavillon © Chris Harlow

5. Mit welchen weiteren Veranstaltungen erreichen Sie mit Ihrer Stiftung in Basel die breite Öffentlichkeit?

Wir organisieren rund 25 Anlässe pro Jahr. Das sind z.B. unsere Mittagsführungen während der Architekturtage Oberrhein oder die Veranstaltungsreihe «Architektur und …» mit interdisziplinären Diskussionen. Innerhalb der «Architecture Lectures» laden wir internationale Architekt:innen nach Basel ein und beim Format «Making Of» blicken wir hinter die Kulissen einer Produktionsstätte. Die «Stadtgespräche» beleuchten ein aktuelles Städtebau- oder architekturpolitisches Thema. Und mit «Hier & Jetzt» zeigen wir Werke von jungen Kolleg:innen.

6. Die A>D, die Stiftung Baukultur Schweiz sowie die Sotto Voce Fondation verfolgen vergleichbare Ziele. Welcher Handlungsbedarf ist nach Ihrer Meinung am dringendsten?

Wir sollten die Grenzen zwischen den Institutionen aufweichen, denn Grenzen trennen. Anstatt Partikularinteressen zu verfolgen, sollten wir schauen, wo die Gemeinsamkeiten sind und uns zusammentun. Zusammen sind wir stärker. Und der Raum braucht Stärke, Lobby und Verständnis.

7. Was würden Sie sich wünschen für die Bebauung des Schweizer Territoriums?

Das Schweizer Territorium ist gebaut. Ich wünsche mir, dass wir uns damit befassen, wie wir mit der gebauten Umwelt und der unbebauten Landschaft umgehen, auch ohne neue Räume zu bauen. Themen wie Geimeinschaftsnutzung, zirkuläres Bauen, Wiederverwendung, UpCycling etc. sind ein paar Schlagwörter, welche uns da helfen. Mit dem bestehenden Raum das Maximum herausholen – es muss nicht immer mehr sein.

Helen van Vemde

Als Architektin ETHZ hat Helen van Vemde beobachten können, wie das Schaffen der Architekten oft missverstanden wird und deswegen wenig Anerkennung geniesst. Gleichzeitig wirbt die Fachwelt kaum um die Akzeptanz durch die Endverbraucher ihrer Bauten. Die komplexen Anliegen der diversen Akteure der Baubranche mit den auseinandergehenden Bedürfnissen der Benutzer zu vereinbaren, ist eine Herausforderung, die sie mit der Stiftung Sotto Voce auf sich genommen hat (gegründet im 2008).
www.sottovoce.org

Helen van Vemde

Christian W. Blaser

Christian W. Blaser ist Architekt und Planer mit Ausbildungen in der Schweiz und den USA. Er erhielt einen Master in Architektur vom IIT Institute of Technology, Chicago, USA. Weiter hat er an der Tokyo University in Japan für seine Master Thesis recherchiert und in den Architekturbüros Takayama+Assoc., Fujikawa+Johnson und Skidmore Owings & Merril, Chicago, USA Praktiken absolviert. Er ist Präsident der Architektur Dialoge in Basel.
www.architekturdialoge.ch

Christian W. Blaser
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