20 aprile 2023
Debora Leuenberger | Da un punto di vista personale
Der Dr. Jost Hartmann-Preis der Stadt Bern
Vor 37 Jahren vermachte der Jurist Jost Bernhard Robert Hartmann (1915–1986) der Stadt Bern einen Teil seines Vermögens mit der Auflage, «eine Stiftung zu errichten, aus der jeweils die am besten renovierten Häuser in der Altstadt von Bern prämiert werden». Die Stadt Bern nahm dieses Erbe gerne an, kam es doch gerade zur rechten Zeit. Die Stadtberner Denkmalpflege war erst wenige Jahre zuvor geschaffen worden und die Aufnahme der Altstadt ins UNESCO-Weltkulturerbe 1983 ebenfalls ganz frisch. Auch mit der Inventarisierung der Aussenquartiere war eben erst begonnen worden. Mit dem Preis bot sich ein willkommener Anreiz für Bauherrschaften und Personen aus der Baubranche, sich für den Erhalt und die Instandstellung der Berner Altstadt einzusetzen.
Bei der Schaffung des Fonds orientierten sich die Akteure am Hessischen Denkmalschutzpreis, der nur wenige Jahre früher ins Leben gerufen worden war. Im Fokus standen die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Weltkulturerbe Altstadt als Gesamtheit, also nicht nur für den Erhalt der äusseren Erscheinung der Häuser («nicht nur Schein»), sondern ebenso der inneren Bausubstanz und der wertvollen Ausstattung. Dazu kam – als neuer Aspekt – der Erhalt von Nutzungsstrukturen.
Für die Denkmalpflegekommission, die von Beginn an als Jury fungierte, war klar, dass «reine Luxussanierungen» nicht berücksichtig werden. Vielmehr sollte der Mensch in Zentrum stehen, die Bauherrschaft, der Restaurator oder die Architektin, welche dank persönlichem Engagement und Sachverstand einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Baudenkmals geleistet hatten. Die Altstadt soll nicht zum Museum werden, sondern Raum für neues Leben bieten.
Die erste Preisverleihung fand im Winter 1988 statt und stiess bei den Medien auf erfreuliche Resonanz. Erstmals wurden 15 Preistragende mit einem Geldpreis und einer Urkunde gewürdigt. Seither trifft sich die städtische Denkmalpflegekommission alle zwei Jahre einen ganzen Tag, an dem alle Eingaben sorgfältig geprüft und die Objekte besichtigt werden. Die 1988 vom damaligen Stadtpräsidenten Werner Bircher geäusserte Hoffnung, mit dem Preis «dem alten Vorurteil entgegenzuwirken, Bern sei eine reine Fassadenstadt» hat sich mittlerweile längst erfüllt. Bei jeder geprüften Eingabe zeigt sich aufs Neue, wie vielschichtig und wie unendlich reich an wertvoller Bausubstanz die Berner Altstadt ist.
In den vergangenen Jahrzehnten festigte sich in der breiten Öffentlichkeit das Verständnis für die denkmalpflegerische Tätigkeit, was zu einer konstruktiven Zusammenarbeit und hervorragenden Resultaten führt. So fällt es der Jury niemals schwer, Preistragende zu finden, die sich mit Herzblut, Professionalität, finanziellem Engagement oder mit handwerklichem Geschick für ein Altstadthaus einsetzen. Dass sie zu Recht stolz auf ihre Leistungen sein dürfen, zeigt der Blick auf die aktuelle Broschüre der Denkmalpflege [Link auf www.bern.ch/politik-und-verwaltung/stadtverwaltung/prd/denkmalpflege/jost-hartmann-preis.
Debora Leuenberger
Debora Leuenberger *1983, arbeitet seit 2014 als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Denkmalpflege der Stadt Bern. Neben der Leitung des fachspezifischen Archivs beschäftigt sich die Historikerin mit der Bauforschung der Stadtberner Baudenkmäler und ist für die Öffentlichkeitsarbeit der Fachstelle zuständig. Debora Leuenberger lebt mit ihrer Familie in Zollikofen.